Silbersee 1 u. 2 Saugbaggerschiff „Sythen“
IMMER EINEN SCHRITT VORAUS

Presse WAZ

Die Badegäste sind längst verschwunden. Und doch herrscht am frühen Dienstagmorgen keine herbstliche Stille am Silbersee II. Zwei riesige Kräne recken ihre Ausleger in der strahlend blauen Himmel. Um zehn Uhr lässt Holger Petri den 550-PS-Motor seines 600-Tonners aufheulen. Er gibt das Startkommando auch an seinen Kollegen Gregor Laackmann im anderen Kranführerhaus. Langsam heben sie zeitgleich die Last an. Die schwimmt noch auf dem Silbersee II und soll heute auf den Weg zum Silbersee I gebracht werden: Der Saugbagger Sythen.

„Wir haben mit 40 Metern Tiefe jetzt hier das Ende des Sandabbaus erreicht“, erklärt Reinhard Heine, Betriebsleiter Produktion der Halterner Quarzwerke. Mit riesigen Winden wird das 300 Tonnen schwere Abbaugerät Richtung Ufer gezogen. Leicht angehoben werden riesige Airbags unter den Schiffsrumpf geschoben. Für die Aktion sind Spezialisten der niederländischen Firma Mammoet aus Rotterdam angereist, die schon das russische U-Boot Kursk geborgen haben. „Die riesigen Luftkissen – wir haben 50 Stück mitgebracht – können jeder 30 Tonnen heben und stammen eigentlich aus dem Schiffsbereich“, erklärt Projektleiter Lars de Haas. „Wir können hier wegen der Böschung nicht mit Tiefladern ins Wasser fahren, da bei dem Gewicht die Räder im Sand versinken würden und auch sie nicht nass werden dürfen.“

Dutzende Stahlplatten liegen bereit, um dem Schwimmbagger später auf Spezialfahrgestellen sicheren Halt zu bieten. „Innerhalb von 48 Stunden soll der Umzug zum Silbersee I über die Bühne gehen“, so Projektleiter Heinrich Kuberski von den Quarzwerken. Sechs bis acht Wochen Vorbereitung waren für die Aktion erforderlich. „Glücklicherweise haben wir noch den Fahrweg, den wir für seinen Schwesterbagger ,Münsterland’ angelegt hatten. Der ist nämlich schon zum Silbersee I umgezogen, als er seine Fördertiefe von 30 Metern erreicht hatte.“
Spektakel wie im alten Ägypten

Langsam ziehen die Winden den tonnenschweren Koloss aus dem Wasser. „Das sieht ja aus wie bei den alten Ägyptern, die riesige Pyramidenteile auf Baumstämmen bewegt haben“, staunt Eberhard Bussmann aus Dülmen über die Aktion. Der Maschinentechniker hat sich extra den Tag frei gehalten, um bei dem Spektakel dabei zu sein. „Die Umsetzung des Schwesterschiffs ,Münsterland’ habe ich im Fernsehen gesehen, jetzt wollte ich das aber live erleben“, so der 47-Jährige. Für Kranführer Holger Petri und seinen Kollegen ist die Aktion mittags noch längst nicht beendet: „Wir müssen warten, bis alle Airbags unter dem Schiff verteilt sind und es vollständig auf ihnen steht.“ Und dann steht ihm noch der Abbau des Kolosses mit 140 Tonnen Gegengewichten bevor. „Das dauert noch einmal bis zu vier Stunden“, so der 42-Jährige. „Und mein Terminkalender ist voll. Von Windrädern bis zu ganzen Trafos reicht die Palette – halt alles, was schwer ist.“ Projektleiter Heinrich Kuberski wird angesichts des Saugbaggers an Land ein wenig wehmütig: „Es war immer ein schöner Anblick, wenn der Bagger abends beleuchtet auf dem See stand und man hier von der Gastronomie herüber geblickt hat.“

Quelle: WAZ Vest / 10.10.2012

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